N°23: «Pool»

Essay: Katharina Brenner-Meyer, Hamburg
Gestaltung: Manuel Kreuzer, Passau
Gedicht: maboart bohren & magoni, Reinach

Ein stimmungsschwangerer Essay über den Pool als Sehnsuchtsort.


 

Appetizer

Der Sprung hallt als dumpfer Knall in meinen Ohren nach, dann weicht er einem Rauschen. Ich öffne die Augen und spüre ein kurzes Brennen. Die Welt unter Wasser ist leicht verschwommen, hell und schwerelos. Obwohl ich sehe, wie meine ausgestreckten Arme wie ein Pfeil durch das Becken schiessen, nehme ich meine Bewegungen in Zeitlupe wahr. Ich drehe meine Handflächen nach aussen. Ich schiebe das Wasser zur Seite. Ich ziehe meine Oberschenkel an meinen Oberkörper heran. Ich strecke sie aus. Die Schattenschwimmerin am Beckenboden imitiert meine Schwimmzüge. Jeder von ihnen bringt mich der Oberfläche ein kleines Stück näher. Ich beobachte von unten, wie die Spitzen der Zypressen kopfüber auf dem Wasser tanzen. Ich tauche auf, atme ein, streiche mit den Handflächen über meine Augen. Kontrolliere, ob der Haargummi noch da ist. Ist er. Mit ein paar weiteren Schwimmzügen erreiche ich die Luftmatratze, die in einer Ecke des Pools schaukelt. Im Wasser muss der Mensch Fisch, Seelöwe, Pinguin oder mindestens Ente werden. Er muss schwimmen, gleiten, tauchen. Oder sich treiben lassen. Ich schiebe meinen Oberkörper auf das warme Plastik und schwinge die Beine etwas ungelenk aus dem Wasser hinauf. Ich drehe mich auf den Rücken, rücke etwas nach rechts. Poolposition gefunden. Die Sonne wärmt meine Knie, meine Schultern, meine Nasenspitze. Ich schliesse die Augen.
Allesträumenkönnen, Nichtsmüssen, Nichtstun.

Auszug aus POOL von Katharina Brenner-Myer


Onepage Ausgabe N°23

CHF 10.00

594 x 840mm (offen)
280 x 198 mm (gesch­los­sen)
 

Offsetdruck @BVD Druck+Verlag AG, Schaan
 

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