N°12: Jus de pommes six feet under

Text: Max Küng, Zürich
Gestaltung: Manu Krebs, Dimitri Bruni, Norm, Zürich
Lyrik: Alke Stachler, Augsburg

Ein Mann geht aus dem Haus, um eine Cigarette zu rauchen, kehrt zurück, und hat Durst.


 

Appetizer

Unter Pauls Füssen sind Dutzende, Hunderte Regenwürmer an ihrer Arbeit. Er hört sie nicht. Er sieht sie nicht. Er weiss von nichts. Er steht bloss im Wald und fragt sich, was er eigentlich dort macht, eine Cigarette zwischen den Lippen, denn um die zu rauchen war er ja aus dem Haus gegangen, um zu rauchen und ein bisschen Ruhe zu haben, sich vom Streit zu erholen, den er gehabt hatte mit seiner Frau aus nichtigen Gründen. Die Regenwürmer sind nicht alleine. Ganz und gar nicht. Eine Vielzahl von Gliedfüsslern verrichtet ebenfalls ihr Werk. Hundertfüssler. Tausendfüssler. Ameisen. Asseln. Spinnen. Schnecken. Käferlarven. Rädertiere. Springschwänze. Zudem Abertausende von Milben auf kleinstem Raum. Millionen von dünnen, sich windenden Fadenwürmern. Billionen von Bakterien und Pilzen und Algen. Würde man Paul fragen, wie der Ort sei, an dem er sich gerade aufhielte, wie ihm die Natur vorkomme, was sein Eindruck von ihr sei, dann würde er sagen, sie sei «still» und «beruhigend» und vielleicht sogar «langweilig», denn solche Dinge sagte man über die freie Natur. Dabei hat er nicht die leiseste Ahnung, ws direkt unter ihm geschieht, welch ein geschäftiger Betrieb herrscht, welch kreuz und quer stattfindendes Gewusel dort stattfindet.

Auszug aus JUS DE POMMES SIX FEET UNDER von Max Küng


One­page Aus­gabe N°12

CHF 10.00

594 x 840mm (offen)
280 x 198 mm (gesch­los­sen)
 

Offsetdruck @BVD Druck+Verlag AG, Schaan
 

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