N°5: Amen, Brother
Text: Claude Fankhauser, Zürich
Gestaltung: Moiré, Zürich
Lyrik: Anna Ospelt, Vaduz
Eine Reportage über das berühmteste Schlagzeugsolo der Welt.
Appetizer
…
Aber zuerst einmal zurück in die Zukunft, nach London, wo ich endlich ins Shepherd's Bush eingelassen wurde und mich nun in seinem plüschig-schummrigen Ambiente durchs Vorprogramm quäle und auf den Auftritt von Alex Clare warte. Clare ist ein typischer Musiker unserer Zeit, bedient sich ungeniert aus allen möglichen Musikstilen und vermengt Rock, Dubstep und Soul zu einer zuckrigen Lösung, die einen ähnlichen Effekt haben kann wie Alcopops: Knallt ordentlich rein, verursacht aber in der Überdosis Kopfweh und Übelkeit. Und mir geht es hier eigentlich nur um einen Song, und zwar nicht, wie dem überwiegenden Teil der Menge, um Too Close, Clares Superhit von 2011, der von Microsoft als Titelsong zu einer Internet-Explorer-Kampagne verwendet wurde. Nein, ich bin hier wegen War Rages On, einem Song aus Clares 2014er-Album Three Hearts. Nicht, weil mir der Song besonders gefällt, und auch nicht, weil ich eine sentimentale Bindung dazu habe, sondern einzig deswegen, weil hier ein 46 Jahre altes Sample namens Amen Break den Motor zum Song beisteuert. Und zu abertausenden anderer Songs auch. Diese sechs Sekunden Schlagzeugsolo sind damit die wahrscheinlich am meisten zitierte Phrase der Musikgeschichte.
Auszug aus AMEN, BROTHER! von Claude Fankhauser
Claude Fankhauser
Claude Fankhauser, 1971, ist Autor/Redaktor beim Magazin Reportagen und liest nach eigenen Angaben schon länger, als er gehen kann. Skeptiker, Informatiker, Bücherfresser, Musikant, Traumtänzer, Kampfkünstler, Hobbykoch, Whiskyliebhaber und Blogger.
Anna Ospelt
Die Lyrikerin Anna Ospelt, geboren 1987 in Vaduz, lebt in Basel. Die Liechtensteiner Autorin hat Soziologie, Medienwissenschaften und Erziehungswissenschaften studiert und lebt heute in Basel. 2012 Teilnahme an der Schreibförderung für NachwuchsautorInnen «Textstatt» des Aargauer Literaturhauses, 2013 Werkbeitrag der Kulturstiftung Liechtenstein, 2014 Einladung an das Kurzgeschichtenfestival «Kikinda Short» in Serbien, seit 2015 Autorin bei Babelsprech, einem internationalen Forum für junge deutschsprachige Lyrik.
Moiré
Moiré (Marc Kappeler, Dominik Huber, Simon Trüb) is a Zürich based studio for Graphic Design, Visual Identity and Art Direction, founded in 2000. Awards (selection): 2014 DAM Architectural Book Award; 2013 Design Prize Switzerland; 2013 DAM Architectural Book Award. Exibitions and Publications (selection): 2012 100 Jahre Schweizer Grafik, Museum für Gestaltung Zürich.